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Tagung der Forschungsloge Quatuor Coronati

Während der Sommerpause haben einige interessierte Schwestern unserer Loge die Tagung in Bielefeld der freimaurerischen Forschungsgesellschaft QUATUOR CORONATI besucht. Im Folgenden haben wir die Inhalte der Vorträge kurz zusammengefasst:

Prof. Dr. Jörg Bergmann, Bielefeld

„Zivilgesellschaft – so nötig wie nie“

Das Konzept der Zivilgesellschaft gab es bereits bei den alten Griechen, der Philosoph Adam Ferguson griff diesen Begriff 1776 auf und ordnete ihm moralische Komponenten zu. Auf deutsch würde es als „bürgerliche Gesellschaft“ übersetzt, ab 1980 setzte sich der Begriff „Zivilgesellschaft“ in Abgrenzung zur „Bürgerlichkeit“ durch. Der Referent definierte die Zivilgesellschaft als Bereich, der sich  zwischen Staat, Markt und privatem Leben befindet und auf Freiwilligkeit basiert. Dazu zählen eine Vielzahl von Aktivitäten, wie z.B. Sportvereine, Stiftungen, Fördervereine, Kulturvereine – auch die Freimaurer sieht er in dieser Kategorie. In Deutschland gibt es ca. 17,5 Millionen Bürger in ca. 600.000 Organisationen, die sich freiwillig engagieren. Der Umsatz in diesen Organisationen erreicht ca. 90 Mrd. € .

Die Zivilgesellschaft ist bedroht. Zum einen greift der Staat zunehmend ein (z.B. in totalitären Regimen), oder zieht sich zunehmend zurück (z.B. bei der Finanzierung von sozialen Werken), zum anderen greift der Markt zunehmend ein (z.B. durch Sponsoring oder Image-Kampagnen). Und die Individualisierung bewirkt, dass  die  Menschen sich zunehmend zurückziehen. Zusätzlich drängt die Erlebnisgesellschaft das Engagement der Menschen in den Hintergrund.

Die Zivilgesellschaft ist so nötig wie nie: auf der einen Seite werden die Menschen durch den Sozialstaat träge, auf der anderen Seite zieht sich der Sozialstaat bei der  Finanzierung von Projekten zurück. Die Zivilgesellschaft bietet zudem die Möglichkeit der Kompensation verschiedener Entwicklungen: der Folgen der Modernisierung, der Folgen der neuen Medien und des Gefühls der Ohnmacht gegenüber dem Weltgeschehen.

Zum Schluss ein Zitat von Alex de Tocqueville, 1840: “ Nur durch die gegenseitige Wirkung der Menschen aufeinander erneuern sich die Gefühle und die Gedanken, weitet sich das Herz und entfaltet sich der Geist des Menschen.“

 

Prof. Dr. Hans-Hermann Höhmann, Köln

„Was sind unsere Werte wert?“

Die freimaurerischen Werte heute bedürfen einer neuen Struktur und Praxis. Welche Werte gelten heute:

1. Leben, Wohlergehen, Freiheit, Glück jedes einzelnen Menschen

2. Anerkennung der Würde des Menschen

3. Förderung der schöpferischen Kräfte des Menschen, um die Arbeit an der eigenen Persönlichkeit   und der Gesellschaft voranzubringen

4. Redlichkeit und Wahrheit im Denken und Handeln

5. Fortsetzen der Aufklärung

Er stellte den Philosophen Marquard vor, der den Bürger als selbständige Person darstellte und ohne große Gesten folgende Charakteristika aufzeigt: Er ist aufklärerisch, er verabschiedet sich vom Prinzipiellen, er lebt die Gewaltenteilung, er stimmt dem Pluralismus zu und er lebt die Bürgerlichkeit, wie sie vom Gesetz festgesetzt ist.

Der Referent plädiert für eine Praxis der Aneignung von bürgerlichen Werten. Weiterhin ist es wichtig, einen historischen Rückblick und eine Rückbesinnung auf die Werte der Aufklärung zu pflegen. Die Bürgerlichkeit ist wertorientiert und jeder Einzelne wirkt an der Gesellschaft mit. Er plädiert für Laizismus und die Freimaurerei als aktivem Diskurs-Verein.

 

Thomas Forwe

„Unbeirrt vom Lärm der Welt ?“

Digitalisierung, Einwanderung und Terrorismus sind heute besonders aktuelle Themen. Durch die um sich greifende „political correctness“ („Kultur des Respekts“) bleiben jedoch viele wichtige Dinge unausgesprochen. „Political correctness“ kann definiert werden als Vermeidung von Ausdrücken, die bestimmte Gruppen kränken oder beleidigen könnten. Diese Kultur des Respekts ersetzt oft eine Kultur der Kritik. Er plädiert deshalb gegen eine Ausrichtung nach diesem Zeitgeist.

 

Weiteres über die freimaurerische Forschungsloge finden sie hier:

www.quatuorcoronati.com