In diesem Jahr jährt sich der berühmte Anschlag von 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg zum 500sten Mal. Aus diesem Anlass finden vielfältige Gedenkveranstaltungen statt, u.a. eine Ausstellung im Kloster Dalheim über Luthers Werdegang und die Adaption seines Wirkens in den vergangenen 500 Jahren.
Bevor sie uns im Sommer durch diese Ausstellung führen wird, präsentierte uns die Vortragende an diesem Abend schon einen Einblick in die Inhalte, vor allem in das Leben des Reformators.
Man kann sagen, dass er aus einigermaßen wohlhabenden Verhältnissen stammt, denn seine Eltern konnten ihm immerhin ein Studium finanzieren. In einer Zeit, in der die Bevölkerung voller Angst vor dem jüngsten Gericht lebte, die durch die Kirche mit Hexen- und Ketzerverbrennungen weiter geschürt wurde, setzte er sich kritisch mit diesen Praktiken seiner, d.h. der katholischen Kirche auseinander. 1517 schrieb er einen Brief an den Erzbischof von Mainz, in dem er verschiedene Missstände, vor allem den Ablasshandel, anprangerte, in dem Menschen für die Vergebung ihrer Sünden Geld bezahlen sollten, mit dem prunkvolle Kathedralen, hier der Petersdom in Rom errichtet und reich ausgestattet werden konnten. Den eigentlichen Thesenanschlag hat Luther nach heutigem Wissenstand wahrscheinlich nicht selbst vorgenommen. Er wird in der Folge exkommuniziert und für vogelfrei erklärt. So kehrt er nach Wittenberg zurück, wo er unter dem Schutz des dortigen Fürsten immerhin nicht um sein Leben zu fürchten braucht. Dort übersetzt er die Bibel direkt aus dem hebräischen bzw. griechischen Original ins Deutsche, um mehr Menschen den direkten Zugang zu den Texten zu verschaffen. Dabei verwendet er eine sehr anschauliche Sprache und schuf viele Ausdrücke, die uns bis heute geläufig sind wie z. B. „im Dunkeln tappen“ oder „ein Buch mit 7 Siegeln“.
Die Frage, wie Luther zur Freimaurerei gestanden hätte, wenn er sie gekannt hätte, lässt sich schwer beantworten. Er setzte sich für die Glaubensfreiheit aller Menschen ein, d.h. für eine Befreiung vom Monopol der katholischen Kirche, damit meinte er aber wohl keine allgemeine, individuelle Entscheidungsfreiheit. Ebenso sein entschiedenes Auftreten als charismatischer Redner kaum auf Toleranz gegenüber Andersdenkenden schließen. Ist es gerade deshalb für uns Freimaurerinnen noch heute interessant, sich mit seinem Wirken auseinander zu setzen?